Frostiger Atem
Es war noch diese Zeit, wo sich Tag und Nacht um einen klitzekleinen Lichtfunken streiten.
Noch steht nicht fest wer siegen wird.
Und so war es auch mit meinem Wachzustand.
Meine Augen waren geöffnet doch mein Körper wollte noch Schlaf.
Als der Tag über die Dunkelheit siegte, stand ich auf.
Es war 7.28 Uhr.
Ein Blick aufs Thermometer zeigte mir klirrend, frostige -18C° an.
Aha, es heisst also warm anziehen für meine Wege übers Land.
Langsam trank ich eiskalten Orangensaft und schob eine Scheibe Brot in den Toaster.
Als die Scheibe Toast klackernd hochfuhr, butterte ich sie und hockte mich in diesem wundervollen Morgengrauen auf die Couch.
Draußen spielten die Schatten mit dem jungen Tag.
Nachdem ich mich sozusagen im wahrsten Sinne des Wortes landfein gemacht hatte, zog ich los.
Eingepummelt und verhüllt.
Mein Atem zauberte Nebelbilder und meine Wangen zogen sich fast knisternd zusammen.
Die indessen strahlende Sonne liess mich die Augen zukneifen und ein angenehmes Schwanken war in mir.
Meine Schritte klangen wie Schmirgelpapier, dort wo ich bereiften Rasen betrat.
An der Pferdekoppel dampfte der Mist seine Würzigkeit in den Himmel und lies die Luft flirren.
An der alten Schule spielten Kinder mit Rieseneisbrocken, die sie aus einem ehemaligen Wasserloch gezerrt haben.
Der alte Weiher sieht aus wie ein beschlagener Spiegel, angehaucht von eisigen Lippen.

Es war mir, als ginge ich ewig durch ein Wunderland.
Dabei waren es genau 55 Minuten, 4,8 km und viele frostige Atemzüge.
Und es ist kein Wunderland, sondern der wunderbare Ort an dem ich lebe.
Schön ist das.