Scherbenspiele

...das sagt man so oft dahin, steht für verpasste Chancen in allen Bereichen des Lebens.
Wendet man dies wirklich so strikt an - wie es sich anhört?
Wird dies in Bezug auf eine Beziehung gesehen,kann ich da nicht einfach auf den
nächsten Zug warten?
In dem es bequemer ist, wo die Polster weicher sind,die Fenster größer.
Und viel Beinfreiheit gegeben ist?
Wo ich zu schätzen weiss wie gut geheizt es dort ist im Winter,
und wie gut klimatisiert im Sommer....
Und mit dem ich ankommen werde, da wo ich hin möchte...

Wenn nun aber in einer Freundschaft der Zug abgefahren ist ?
Manchmal gibt es dann für mich keinen nächsten Zug in die selbe Richtung.
Zerschlissene Polster, trübe Fenster und eingeschränktes Sitzen kann ich nicht tolerieren.
Ich könnte die Fenster putzen, Sitze reparieren und wenn ich mich so richtig wohl fühlen könnte,
einfach die Beine hochlegen.
Aber in beiden Fällen bräuchte ich Hilfe, zum bauen, zum putzen und zum reparieren.
Alleine schaffe ich das nicht.
Aber manchmal fährt so ein Zug der Freundschaft so rasend schnell davon,
dass ich ihn eh nicht mehr einholen kann.
Dann seh ich ihm traurig nach.
Flüchtige Gefühle verpuffen zu schnell.....

Ein abgefahrener Zug im Berufsleben.
Ich stehe staunend da und frage mich, warum ich ihn verpasst habe.
Einen Moment nicht auf die Uhr gesehen und schon alles zu spät?
Kann ich einen anderen Zug nehmen?
Natürlich kann ich das,ich kann jeden nehmen, der an meinem Bahnhof hält.
Ich muss ihn nur so akzeptieren wie er ist, kann auf kreative Weise seine Scheiben bemalen,
ihn ausbauen mit viel Elan.
Kann drin sitzen bleiben und an jedem beliebigen Bahnhof aussteigen,
so wie es mir gefällt - eben meine Entscheidung.

Es ist eigentlich ganz einfach mit verpassten Zügen umzugehen...

Einem Peeling gleich, fahren deine Hände
sanft und intensiv über meine Haut.
Sie offenbart sich dir,
entblättert sich,
öffnet sich,
erschauert wohlig,
spürt streichelzarte Kuschelperlen..

Erfahren berührst du
Schicht um Schicht.
Eroberst sie,
entdeckst sie,
kräuselst sie,
erweckst sie.

Schlangengleich winde ich mich,
spüre dich,
geniesse dich,
öffne mich,
häute mich........
und werde neu.

Ich renne los.
Unterwegs schmeisse ich meine Schuhe weg.
Ich renne um....
Ja warum renne ich überhaupt?
Ich werde mich eh immer wieder einholen.
In mein eigenes Gesicht schauen.
Aha, da biste ja.
Wie gehts dir denn?
Warum rennste denn?
Ich muss rennen, ich muss.
Nein, ich bin nicht auf der Flucht.
Aber irgendwie hab ich das Gefühl so vieles
abwerfen zu müssen.
Ballast?
Zu viele gesagte Worte, zu schnell gefasstes Vertrauen.
Enttäuschung.

Ich renne und werde fühlbar leichter.
Man müsste wenigstens noch schreien dabei.
Das verstärkt die Wirkung vielleicht.
In einem Film rannte eine Frau mal in einen UBahn-Tunnel
um so richtig laut alles aus sich raus zu schreien.
Hier gibt es keinen Tunnel.
Ich würde eh da nicht rein wollen, eher raus.
Nie mehr einen Tunnelblick haben!

Ja ich renne immer noch, ich laufe weg.



Weg von allen Menschen die nicht wissen wie man
Freundschaft definiert.
Nein, ein Freund muss nicht meine Lieder singen,
nicht im Gleichtakt mit mir laufen.
Aber er muss ein Gespür für falsche Töne haben.
Mich aufhalten wenn ich die falsche Melodie wähle.
Akzeptieren wenn mir mal rein gar nicht nach singen ist.
Und mich dennoch lieben.
Eben FREUND sein.

Und so renne ich und werfe eine Nichtfreundin ab.
Es ist nicht so leicht..
Irgendetwas zerbricht in mir, mit leisem Ton
Endlich, jetzt ist sie weg...
Mir tun alle Knochen weh.
Mein Atem bohrt in meiner Brust und wühlt in dem
eh schon reichlich vorhandenen Schmerz.
Ich reiss sie mir aus dem Herzen, aus dem Sinn.

Und renne wie der Teufel.
Als kleinen Punkt da hinten am Horizont sehe ich sie noch.
Bitte, jetzt bloß kein Blick zurück!

Dort vorne sehe ich die Ziel-Linie.

Endlich - angekommen....

...ich habe dich im Winter getroffen.
Tief sanken deine Füße im Schnee ein
und ich musste lachen
weil deine Spuren so unglaublich groß waren.
Ich stapfte voller Übermut in deinen vorgezeichneten Weg
und folgte ihm....
Der Schnee rieselte leise zu der Musik in meinem Bauch und zauberte
Eiskristalle in deine Haare, in deinen Bart.
Und mitten drin deine lachenden Augen.
Nie vergesse ich den Blick in diese lachenden Augen...



Du wusstest nicht
wie man einen Engel im Schnee zeichnet,
meintest du hättest ja einen an Deiner Seite....
..ich zeigte es dir.
Wir wälzten uns wie übermütige Kinder im Schnee
und kosteten die Zeit aus
als wenn wir beide wussten.....

als wenn wir da schon wussten,
dass Seifenblasen keinen Frost vertragen.
Ich ging in deinen Spuren einen verbotenen Weg.

Ich habe dich im Winter getroffen....

Eis auf meiner Seele,
auf meiner Haut.
Wie kleine gefrorene Sterne,
glitzernd.
Kleine wundersame Schönheiten.
Ich vergesse dann fast,
wie kalt sie sind,
diese trügerisch glänzenden Sterne..
Doch ein Blick aus deinen Augen,
ein einziger,
taut meine Welt wieder auf.
Und alle Sterne aus Eis
werden zum Leuchtfeuer meiner Augen.

Manchmal hab ich einfach zu viel Luft.
Kennt einer dieses Gefühl?
Wie ein stürmischer Tag am Meer.
der Wind bläst mit aller Kraft, mitten ins Gesicht.
Eine Überdosis Sauerstoff und man hat das Gefühl
man kann dies alles gar nicht einatmen.
Nicht aufnehmen.
Man schnappt nach Luft,
obwohl diese ja schon im Übermaß vorhanden ist.
Ein unbeschreibliches Gefühl.
Leben pur.
Und so empfinde ich manche Tage.
Sie rennen im Zeitraffertempo,
in jeder Minute ballen sich Ereignisse, Erlebnisse...
Ein Tag an dem der Dienst spannend ist,
herausfordernd und auch erfolgreich.
Einfach Spaß macht.
Das ist nicht immer so.
Anrufe, Situationskomik und bewegende Momente lösen sich
in rasanter Folge ab.
SBahn, Straßen, Menschen, Begegnungen.
Abends ein Glas Wein am Feuer,
mit Menschen die man gern um sich hat.
Lachen, reden, atmen, leben.
Und schwupps - ist dieser Tag vorbei.
So rasant wie er immer heller wurde,
so schnell legte der Abend seine Schatten über ihn.
Und ich hole erstmal tief Luft....